Eine Eisenkette von Hamburg bis nach Böhmen

(djd). Mit lautem Getöse kündigte sich der Schleppzug auf der Elbe schon von weitem an. Bis zu 25 Kilometer weit soll das Rasseln der schweren Kette zu hören gewesen sein – am Tag ebenso wie mitten in der Nacht. Was heute schier unglaublich klingt, war noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts Realität: Vor dem technischen Durchbruch der Dampfschiffe war die Kettenschifffahrt das Mittel der Wahl, um Lasten den beschwerlichen Weg flussaufwärts zu bringen. Fast 720 Kilometer maß die Eisenkette aus unzähligen Gliedern, die entlang der Elbe von Hamburg bis nach Böhmen führte. Solche erstaunlichen Einblicke eröffnet das Elbschifffahrtmuseum in der im Süden Schleswig-Holsteins gelegenen Stadt Lauenburg.

Gefährliches Niedrigwasser

Mühevoller Weg flussaufwärts: Wie beschwerlich die Kettenschifffahrt war, berichtet das interaktiv gestaltete Elbschifffahrtmuseum. Foto: djd/Stadt Lauenburg/Elbe/Uwe Franzen

Mühevoller Weg flussaufwärts: Wie beschwerlich die Kettenschifffahrt war, berichtet das interaktiv gestaltete Elbschifffahrtmuseum. Foto: djd/Stadt Lauenburg/Elbe/Uwe Franzen

Solange sich die Kettenschiffe vorwärtsziehen konnten, war alles gut – trotz des damit verbundenen unglaublichen Lärms. Denn in ihrem Schlepptau befanden sich bis zu zwölf vollbeladene Kähne, die wichtige Waren transportieren. Jedoch ist Niedrigwasser, damals wie heute, ein großes Problem der Elbschifffahrt. Obwohl die Kettenschiffe mit ihrem geringen Tiefgang sehr gut darauf vorbereitet waren, konnte anhaltendes Niedrigwasser die Transporte zum Erliegen bringen und damit schlimme Hungersnöte auslösen. Auch darüber berichtet das interaktive Museum mit seinen Mitmachstationen, Filmeinblendungen und Ausstellungsstücken. Das Museum hat ganzjährig geöffnet, regelmäßig gibt es Führungen. Unter www.elbschifffahrtsmuseum.de oder unter Telefon 04153-5909219 gibt es alle Informationen.

Mit dem historischen Raddampfer auf der Elbe unterwegs

Wer sich für das Thema Schifffahrt interessiert, kann die in der Ausstellung gesammelten Eindrücke danach direkt auf dem Fluss weiter vertiefen. Der Raddampfer „Kaiser Wilhelm“, gebaut im Jahr 1900 und weithin original erhalten, entführt als schwimmendes Museumsexponat in die Vergangenheit der Elbschifffahrt. Regelmäßig starten Minikreuzfahrten mit einem der weltweit letzten noch fahrenden kohlebefeuerten Schaufelraddampfer. Vielleicht meint der eine oder andere Passagier dann mitten auf dem Fluss noch das Rasseln der alten Elbkette zu hören.

Streifzüge durch Stadt und Natur

Selbst schwere Schiffsmaschinen sind im Museum buchstäblich zum Anfassen zu erleben. Foto: djd/Stadt Lauenburg/Elbe/Uwe Franzen

Selbst schwere Schiffsmaschinen sind im Museum buchstäblich zum Anfassen zu erleben. Foto: djd/Stadt Lauenburg/Elbe/Uwe Franzen

(djd). Schon die besondere Lage macht einen Besuch in Lauenburg zum Erlebnis: Der Ort fügt sich harmonisch in einen Hang des Elbufers ein. Spaziergänger können ständig zwischen Ober- und Unterstadt wechseln – durch malerische Gassen und entlang historischer Gebäude. Wer möchte, nutzt das Fahrrad für Erkundungen in der Umgebung: Gleich drei Radfernwege – Elberadweg, Alte Salzstraße und Hamburg-Rügen – kreuzen sich hier. Auf den Spuren der traditionellen Elbschifffahrt bewegt sich etwa die Techniktour über 40 Kilometer. Mehr Tipps: www.lauenburg.de.

Bildquelle Titelbild:

  • Dem Eisgang trotzen: Eisbrecher waren für die Elbschifffahrt von großer Bedeutung. Mit dem historischen Dampfeisbrecher Elbe sind heute noch Fahrten möglich.: Foto: djd/Stadt Lauenburg/Elbe/Förderverein Dampfeisbrecher ELBE e.V.

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